Mittwoch, 6. September 2017

Inglourious Basterds und die tiefere Bedeutung hinter einem Glas Milch

Inglourious Basterds ist ein sehr spannender Film, dessen Regisseur Quentin Tarantino ist. Ich werde nicht gross über den Film im Allgemeinen quatschen, sondern tauche direkt in eine bestimmte Szene ein. Falls ihr mehr über den Film wissen wollt, geht doch auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Inglourious_Basterds

Die Szene, um die es sich in meinem Blogpost handelt, ist folgende: Emmanuelle trifft sich mit den Deutschen. Es wird darüber geredet, dass sie einen Film in Emmanuelle’s Kino vorzeigen wollen. Wir glauben, das Gespräch sei zu Ende, doch dann kommt plötzlich der Teufel: Hans Landa, der um ein Gespräch unter vier Augen mit Emmanuelle Mimieux bittet.

Während Landa mit Emmanuelle Mimieux (Shoshanna) am Tisch sitzt, ärgert man sich vor allem darüber, dass alles so verdammt langsam läuft. Man wird so richtig auf die Folter gespannt. Ich wollte endlich wissen, ob Landa ihr glaubte oder sie als Shoshanna kannte.

Als Landa zusammen mit dem Apfelstrudel noch ein Espresso für sich und ein Glas Milch für Emmanuelle bestellte, glaubte ich schon zu wissen, dass er irgendwie schon herausgefunden hatte, wer sie war. Vielleicht erinnert ihr euch an die erste Sequenz dieses Films. Monsieur LaPadite, der Shoshanna und ihre Familie versteckt hatte, war Milchbauer. Als Landa zu ihnen nach Hause ging, um die Familie Dreyfus zu töten, lehnte er Wein ab; doch er bat um ein Glas Milch. Das Glas Milch ist unmöglich ein Zufall, sondern ist sorgfältig geplant worden. Das Gespräch mit Emmanuelle Mimieux hat viele Parallelen mit dem Gespräch mit LaPadite, und in meinem Blogpost werde ich einige davon erläutern.

Als er Sahne nachbestellte und Shoshanna schon mit dem Essen anfangen wollte, hielt er sie davon ab; Es wirkte, als ob Landa Regisseur in seinem eigenen Film war. Er tat höflich und zuvorkommend, doch er hatte das Sagen. Und er machte dies mit dies kleinen Gesten sehr klar.
Wenn ich einen Film nur zum Zeitvertreib oder zur Vergnügung schaue, fallen mir diese kleinen Sachen, die einen Charakter formen, nicht auf. Doch ich schaute diesen Film nicht nur zur Vergnügung. Deshalb fielen mir diese Details umso mehr auf, und es verblüffte mich, wie sehr Tarantino alle Feinheiten plante. Jede Bewegung, jedes Wort und jede Kameraaufnahme hat eine tiefere Bedeutung, dessen man sich nur bewusst wird, wenn man sich genauer achtet.
Als die Sahne endlich ankam, und er Emmanuelle «höflich» bat, zuerst zu kosten, merkte ich, dass Landa das Gespräch führte. Er stellte die Fragen, doch er wusste schon, welche Antwort er erwarten konnte. Er wartete auch nicht darauf, dass Emmanuelle Mimieux ihm anbot, sie doch einfach «Emmanuelle» zu nennen, sondern sprach sie einfach als Emmanuelle an. Erst danach fragte er, ob dies für sie in Ordnung war.

Während Emmanuelle ein Stück von dem Apfelstrudel schaufelte, nahm die Kamera im Detail auf, wie sie hastig Sahne auf den Bissen strich. Mir kam in den Sinn, dass Juden Kosher assen und fragte mich, ob sie auf Milch verzichten. Vielleicht bestellte Landa die Sahne nur, um sie zu testen. (Nachdem ich durch Wikipedia scrollte, musste ich diese Kosher-Test-Theorie allerdings wiederlegen)

Das Gesicht von Emmanuelle wirkt genervt, aber vom anfänglichen Schock oder gar von Angst sieht man nichts mehr. Sie wirkt fast schon gelangweilt, als sie sich das Essen in den Mund schiebt. Im Allgemeinen irritiert es mich ein bisschen, dass das Gesicht von Emmanuelle so wenig Gefühl zeigt. Man kann ihre Miene nicht vom Gesicht lesen. Für Emmanuelle ist es von Vorteil, dass sie ihr Pokerface anhat. Für uns Zuschauer wohl eher weniger – Denn wir erhalten von ihr keine Hinweise auf das, was als nächstes passieren kann.



Die Kamera war wieder auf Landa gerichtet. Er ass gierig. Er nahm grosse Bissen, kaute laut und hässlich. Er ist höflich, kultiviert und nett; doch beim Essen und Trinken kommt das wahre Monster darunter zum Vorschein. Bei der Milch war das doch genauso. Er schlürfte zwar nicht laut oder so, aber er trank sie in einem Zug, obwohl er alle Zeit der Welt hätte.

Er stellte methodisch Fragen an Emmanuelle. Zuerst im allgemeinen Stil, doch er lenkte das Gespräch in eine bestimmte Richtung. Er versuchte, Lücken in ihrer Geschichte zu finden, doch Emmanuelle hatte ihre wahre Identität gut verborgen. Man fragte sich, was er wirklich wissen wollte – dieses Gefühl hatte ich auch bei der Szene mit LaPadite. Er kam langsam auf Marcel zu sprechen, einen dunkelhäutigen, der mit Emmanuelle im Kino arbeitete. Nachdem er eine Weile um den heissen Brei redete, weitere Fragen stellte und zwischendurch Apfelstrudel in sich hineinschaufelte, kam er auf den Punkt. Er wollte, dass Emmanuelle an dieser Vorstellung das Kino operierte, an Stelle von Marcel.
Schliesslich bietet er ihr eine Zigarette an. Sie zündet zuerst ihre Zigarette an, er folgt. Als ich diese Szene erneut schaute, merkte ich, dass ich genau dann etwas spannendes erwartete. Das Bild wechselt wieder auf Landa, man sieht sein Gesicht nah. Der Hintergrund ist ausgeblendet, was den Fokus auf seinen Gesichtsausdruck lenkt. Er sagt, es gäbe noch etwas, dass er fragen wollte. Ich hielt den Atem an. Der Gesichtsausdruck von Emmanuelle verändert sich fast nicht. Dann schneidet das Bild wieder auf Landa, wir sehen sein Gesicht näher, grösser, bedrohlicher. Er blickt sie lange an. Sein Gesicht wirkt ernst und hochmütig.

Dann wirkt er plötzlich ab. Wir wollen auflachen, denn der Wechsel kommt unerwartet. Er könne sich um Himmels Willen nicht mehr daran erinnern, was er fragen wollte. Landa zuckt die Schultern, sagt, dass es nicht sehr wichtig sei. Dann steckt er seine brennende Zigarette in den Apfelstrudel. Als erstes dachte ich nur: «Was für ein Widerling!», aber dann wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass dies eine Metapher war. Landa hat die Familie Dreyfus versucht zu töten, in dem sie Löcher durch den Boden schossen.

Bis vor kurzem hatte ich immer das Gefühl, das seien alles Zufälle, und der Regisseur würde sich dabei nichts denken. Doch mir wird klar, wie alle Details in einem Film (oder in einem Buch) eine tiefere Bedeutung haben. Und wenn man sich auf diese achtet, dann erhält man womöglich Hinweise auf die Handlung – oder man entwickelt eine Ehrfurcht für die Filmkunst.

Dienstag, 11. April 2017

Das Strukturmodell der Psyche und wieso du die ganze Packung M&Ms isst

Kriegst du manchmal auch das Gefühl, das es in dir zwei Kräfte gibt, die das Gegenstück zueinander sind? Es gibt eine vernünftige Kraft in dir, die die Hausaufgaben schon eine Woche im Voraus erledigt, schön höflich dem Nachbarn grüsst und gut darauf schaut, dass du dich sozial und vernünftig verhältst. Diese Kraft kontrolliert, organisiert und denkt logisch. Dann gibt es noch eine weitere Kraft in dir. Diese Kraft ist das Gegenstück zur superorganisierter Sozialkraft. Diese Kraft, die macht genau das, und nur das, was sie will.

Diese Kräfte möchten wir heute etwas genauer anschauen. Unser lieber Sigmund Freud (1856-1939, von Beruf Psychologe und Intelligenter Mensch™) hat sich mit diesen Kräften etwas auseinandergesetzt und präsentiert sein Strukturmodell der Psyche. Das Strukturmodell der Psyche besteht aus drei Instanzen; dem Über-Ich, dem Ich und dem Es.

Das Strukturmodell der Psyche

In deinem Über-Ich befinden sich deine Werte, dein Gehorsam und dein Gewissen. Dein Über-Ich entwickelt sich durch deine Erziehung. Mit der Entwicklung des Über-Ich’s in deiner Kindheit erwirbst du die Fähigkeit, dich sozial zu verhalten und deine Triebe eigenständig zu kontrollieren. Wenn du ich deinem Über-Ich wiedersetzt, kriegst du Schuldgefühle.

Dein Es ist das Gegenstück dazu. In deinem Es befinden sich deine Triebe. Unter Triebe verstehen wir deine Bedürfnisse, wie zum Beispiel dein Bedürfnis auf Nahrung. Dazu gehört aber auch das Bedürfnis auf Geltung, und deine Gefühle. Dein Es handelt nach dem Lustprinzip. Diese Triebe haben eine grosse Wirkung auf deine Handlung, jedoch ist es dir nicht immer bewusst. Im Gegensatz zum Über-Ich ist dir das Es angeboren, es ist von Anfang an da. Wenn du Dinge machst, die total dumm sind, dich aber für kurze Zeit glücklich gemacht haben, sagst du ja, «Es passiert einfach mit mir». Jetzt weisst du, wer dieses berühmt-berüchtigte Es ist, welches mit dir passiert, wenn du wiedermal die ganze M&Ms Packung gegessen hast.

Das Ich ist die Instanz, die zwischen den Ansprüchen des Es und dem Über-Ich, sowie des sozialen Umkreises vermittelt, mit dem Ziel, Auseinandersetzungen konstruktiv aufzulösen. Das Ich entspricht deinem bewussten Denken im Alltag und deinem Selbstbewusstsein. Das Denken, das Wahrnehmen und das Gedächtnis ist alles Teil des Ich.

Meiner Meinung nach darf weder das Über-Ich noch das Es zu stark über dich herrschen. Wenn beide zusammen in Harmonie sind, ist der Mensch psychisch gesund und fühlt sich wohl. Dominiert das eine oder das andere zu stark, gerät der Mensch ausser Balance. Dann kommt es zu Sucht oder psychischer Krankheit.

Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, ob ich dieses Modell durch und durch verstanden habe und richtig erkläre. Aber dieses Modell gibt mir viele Antworten auf meine Fragen und Grübeleien. 

Donnerstag, 23. März 2017

Rezension zu Black Mirror S02E04 "White Christmas"

Black Mirror ist die Serie, welche einen ernsthaft zum Nachdenken bringt und welche einem nicht nur in der virtuellen Welt Angst einjagen kann. Angst vor der Zukunft. Was wird das Fortschreiten der Technologie und der Digitalisierung alles mit sich bringen? Die meisten Episoden enden in Bezug auf diese Frage in einem Desaster. Die Serie lässt einen somit die zukünftigen Möglichkeiten kritisch betrachten. Während dem Schauen dieser Episoden kann wohl jeder noch etwas dazulernen und ist vor allem gezwungen, sich mit wichtigen futuristischen Themen zu beschäftigen.


In der Folge „White Christmas“ geht es darum, dass Bethany, die Freundin der Hauptperson (Joe) schwanger wird. Im Gegensatz zu ihm, der sehr erfreut über diese Nachricht ist, möchte sie das Kind nicht behalten. Als die beiden dann sehr heftig streiten, entscheidet sie sich, ihn zu blocken. Das Real-Life-Blocken ist in dieser Zukunftsvision möglich. Es funktioniert so, dass wenn man jemanden blockt, nur noch die Silhouette der anderen Person sehen und sie auch nicht mehr verstehen kann. Für die geblockte Person gilt das Gleiche. Ausserdem werden durch das Blocken auch alle Fotos und Videos manipuliert. Natürlich ist es fragwürdig, ob dies in unserer Welt je möglich sein wird. Es ist der geblockten Person also unmöglich, irgendwie Kontakt mit dem Blocker aufzunehmen. Später erfuhr er, dass Bethany das Kind doch behalten hatte. Allerdings konnte er dieses auch nicht sehen, weil es zusammen mit der Mutter für ihn geblockt war. Aus Sehnsucht danach seine eigene Tochter zu kennen, verlor er oft die Kontrolle und missachtete die Privatsphäre seiner Ex-Freundin. Dadurch musste er etwas Erschreckendes feststellen, was ihn zu einer Gewalttat zwang.  Joe war von der gesamten Situation so überfordert, dass er davonlief. Er war nicht mehr im Stande irgendetwas vernünftiges zu denken, weswegen er ab da auf der Strasse lebte, bis ihn die Polizei irgendwann, wegen Verdacht auf Mord, einsammelte und ins Gefängnis brachte.



Nun sitzen wir zusammen mit dem Erzähler der Geschichte in einer kleinen Küche. Auf dem Tisch steht eine Flasche Wein und auf der Küchenplatte kühlt der Weihnachtsbraten ab. Gegenüber von ihm, sitzt ein anderer Mann; Matt. Er selber hat auch eine tragische Vergangenheit hinter sich. Auch seine Frau hatte ihn verlassen und auch er war im Gefängnis gewesen. Denn er ist an einem Mord beteiligt gewesen. Durch eine Kamera in den Augen eines Kollegen, half er diesem bei einer Party eine hübsche Frau kennenzulernen. Doch diese hielt ihn durch seine „Selbstgespräche“ für komplett verloren in dieser Welt, genau wie sie, und flösste ihm deshalb ein giftiges Getränk ein, welches sie selber auch trank. Beide starben.



Aber das viel Spannendere ist, dass er einen Job hatte, bei dem er Leute dazu bringen konnte, für sich selbst zu arbeiten. Man muss sich das so vorstellen: In dieser Zukunft ist es möglich einen sehr kleinen Teil vom Gehirn zu entnehmen und ihn in eine Art „Ei“ zu tun. Dieser Teil des Gehirns ist man im Grunde genommen selbst. Man wird so gesagt zu einem kleinen digitalen Klon von sich selber. Von diesem Ei aus kann man dann die Vorgänge in der Wohnung seines eigentlichen Ich’s steuern und sich somit selbst dienen. Dieses eigentliche Ich, in der realen Welt, lebt nämlich ganz normal weiter. Um jetzt dieses kleinere Ich dazu zu bringen, für sich selbst zu arbeiten, was offensichtlich ziemlich komisch ist, kann man in diesen Eiern drin, Zeit simulieren. Zum Beispiel vergehen in dem Ei 6 Monate aber in Wirklichkeit waren es nur 6 Sekunden. Und das kleine arme ich, altert natürlich mit dem grossen Ich in der realen Welt und kann somit für sein Bewusstsein tausende von Jahren dort innen stecken.

Aber das viel Spannendere ist, dass er einen Job hatte, bei dem er Leute dazu bringen konnte, für sich selbst zu arbeiten. Man muss sich das so vorstellen: In dieser Zukunft ist es möglich einen sehr kleinen Teil vom Gehirn zu entnehmen und ihn in eine Art „Ei“ zu tun. Dieser Teil des Gehirns ist man im Grunde genommen selbst. Man wird so gesagt zu einem kleinen digitalen Klon von sich selber. Von diesem Ei aus kann man dann die Vorgänge in der Wohnung seines eigentlichen Ich’s steuern und sich somit selbst dienen. Dieses eigentliche Ich, in der realen Welt, lebt nämlich ganz normal weiter. Um jetzt dieses kleinere Ich dazu zu bringen, für sich selbst zu arbeiten, was offensichtlich ziemlich komisch ist, kann man in diesen Eiern drin, Zeit simulieren. Zum Beispiel vergehen in dem Ei 6 Monate aber in Wirklichkeit waren es nur 6 Sekunden. Und das kleine arme ich, altert natürlich mit dem grossen Ich in der realen Welt und kann somit für sein Bewusstsein tausende von Jahren dort innen stecken.




Nachdem Joe alles gestanden hatte, erntete er nur ein mitleidiges Lächeln und dann, nach fünf langen Jahren mit ihm, verschwand sein Mitbewohner. Einfach so. Und er blieb allein zurück. Joe war sein kleines Ich in einem Ei drin, welches seine Taten gestehen sollte. Sein wirkliches Ich sass im Gefängnis und merkte nichts davon. Black Mirror ist die Serie, welche einen ernsthaft zum Nachdenken bringt und welche einem nicht nur in der virtuellen Welt Angst einjagen kann. Angst vor der Zukunft. Was wird das Fortschreiten der Technologie und der Digitalisierung alles mit sich bringen? Die meisten Episoden enden in Bezug auf diese Frage in einem Desaster. Die Serie lässt einen somit die zukünftigen Möglichkeiten kritisch betrachten. Während dem Schauen dieser Episoden kann wohl jeder noch etwas dazulernen und ist vor allem gezwungen, sich mit wichtigen futuristischen Themen zu beschäftigen.

Auch wenn nicht jede Geschichte am Ende hält, was die Anfangsidee verspricht, so steckt dennoch in jeder ein Stück Wahrheit. Und eine Aufforderung, darüber nachzudenken, was unsere Gedankenlosigkeit für die Entwicklung einer künftigen digitalen Gesellschaft bedeuten könnte seine ganze Verzweiflung heraus. Die Zeit vergeht unendlich langsam in dieser Endlosschleife, in der eine Minute in unserer Welt, 1000 Jahre dauern.