Montag, 28. November 2016

Meine kleine Farm - Notizen aus dem Arbeitslager


Der Text «Meine kleine Farm» behandelt die Erfahrung des Autors mit dem Spiel «Farmville». Er teilt uns seine Gedanken zu «Farmville» mit und setzt sich im Text sehr ausführlich mit diesem Spiel und die Philosophie hinter diesen Spielen auseinander – etwas, das einen fasziniert, da man sich normalerweise nicht über die Funktion eines Spieles nachdenkt, sondern das Spiel einfach spielt.

Uns wird die Stellung des Autors zu dieser Sorte von Spielen erläutert. Er weiss, dass viele Gamer abschätzig auf Spiele wie «Farmville» oder «Candy Crush Saga» blicken, da sie Facebook-Zeitkiller sind. Ihm sei aber diese Arroganz fern, und er habe diese Spiele immer gemocht.

Uns wird lebhaft die Entwicklung des Spieles geschildert. Am Anfang ist die Marie: ein cowgirlartiges Mädchen, dass einem zeigt, wie man Tomaten pflanzt und erntet, sie verkauft und daraus Futter für die Hühner herstellt. Die Tomaten brauchen im Spiel nur eine Minute, bis sie gewachsen sind, und man wird dafür mit irgendwelchen Punkten belohnt, und wenn man die Eier der Hühner verkauft, wird man mit blinkenden Münzen belohnt. Dauernd wird man für irgendetwas belohnt und man weiss meistens gar nicht warum.

Doch irgendwann setzt der Rohstoffmangel ein. Kein Futter für die Tiere mehr, kein Wasser für die Pflanzen. Marie schlägt verschiedene Dinge vor, man könne doch dieses oder jenes ernten oder herstellen. Später kommt noch jemand namens Walter, dem einem Aufträge erteilt. Der Dorfladenbesitzer kommt und verlangt Produkte, die man noch gar nicht herstellen kann, da die benötigte Infrastruktur noch nicht vorhanden ist.

Das Spiel, welches am Anfang noch ganz lustig war, da alles vorhanden war, fängt an, Unmögliches von einem zu erwarten. Man gerät unter Zeitdruck, da so viele Herausforderungen gestellt werden. Der Autor liefert uns dafür 2 Lösungen, entweder, man spielt den ganzen Tag «Farmville», oder man bettelt seine Facebook-Freunde um Rohstoffe an. Der Autor nervt sich daran, dass er seine Facebook-Freunde quasi belästigen muss, wenn man im Spiel bestimmte Dinge erreichen will. Auch wenn die Facebook-Freunde einen schliesslich begnadigen, gibt es trotzdem ein Problem: «Farmville» kennt zwei Währungen; Münzen und Farm Cash. Die Münzen seien in Hülle und Fülle vorhanden, doch das Farm Cash ist das, was einen bei den Rohstoffproblemen helfe – aber nur, wenn man echtes Geld dafür ausgibt (das «echte» Geld, mit dem man von Zalando einen Trenchcoat bestellt oder vom Bäcker ein Gipfeli kauft) oder seine Freunde auf Facebook ununterbrochen damit nervt.

Uns Lesern wird die Frustration dieser Spiele beschrieben. Uns wird beschrieben, wie die Frustration bei «Farmville» anders sei wie die von anderen Spielen, da das Spiel gegen einem arbeite, und zu viel von einem verlange. Spass sei für den Autor gar keine Kategorie, man könne diese Sorte von Spielen gar nicht als «Spass» bezeichnen.

Gegen den Schluss des Textes scheint es fast so, als ob der Autor das Spiel nun hasst. «Farmville» wird als Spiel über einem Farmarbeiter in einem totalitären Staat dargestellt, der Wirtschaftssanktionen durchführe. Er macht was er zu tun hat, liefert sein Gemüse ab, erntet seine Tomaten. Als er irgendeinen Stall fertigbaut, merkt er, dass er nun weniger zu «tun» hat, und sieht nun die bizarrste Pointe dieses Spiels ein: Wenn man Dinge vollbringt, dann belohnt einem das Spiel eigentlich damit, dass man nun weniger spielen muss. Das Ziel des Spiels ist also, so wenig wie möglich zu spielen. Bei vielen Spielen gilt aber genau das Gegenteil, man wird mit mehreren Spielmöglichkeiten und Freiheiten belohnt. Aber nicht bei «Farmville».

Montag, 14. November 2016

Die Tetris These

Tetris-Steinchen sind die Elementarteilchen des Universums – Menschen, Gebäude, Gefühle, Tiere und Pflanzen, kurz gesagt alles, ist aus Tetris-Steinchen aufgebaut. Jeder dieser Steine repräsentiert eine andere Information. Die Welt ist also nüchtern gesehen eine reine Informationsmasse, die aus diesen Tetris-Steinchen besteht. Jede Sekunde prasseln Abermillionen von Tetris-Steinchen in unser Bewusstsein. Wir können diesen Steinchen Bedeutung geben, und so einbauen, wie es für uns am meisten Sinn macht.

So lautet die Grundlage der Tetris-These von Martin Jüstel. Der Text ist sehr fesselnd geschrieben – er baut in seinem Text die These noch etwas weiter aus, und lässt noch einige der Gedanken und Ideen, die er in seiner Kindheit hatte, einfliessen. Er schreibt, dass er oft darüber nachdenkt, ob andere die Welt genauso sehen, wie er sie sieht: beispielsweise, ob jeder Mensch die Farbe «Rot» auch als rot sieht oder als blau. Er versucht eine Erklärung dafür zu finden, wieso Ausserirdische im Fernsehen immer als tierähnliche Wesen oder Humanoide dargestellt werden. Und noch viele andere werden mit dieser Tetris These versucht zu erklären.

Ein kleiner Abschnitt des Textes hat mich an etwas erinnert, was ich mir früher auch öfters vorgestellt habe. Der Autor erwähnt, dass alles, was wir je erleben, nichts weiter als ein Gebilde von Abermillionen Tetris-Steinchen sei. Jeder Mensch hat seine ganz individuelle Form kreiert, und fügt durch Eindrücken und Erlebnissen ständig neue Steinchen hinzu. Dies passiert unser Leben lang, bis wir Game Over sind, so der Autor. Was der Autor sich nach dem Game Over, beziehungsweise den Tod, vorstellt, wurde nicht näher erklärt, doch das spielt jetzt keine Rolle – die Vorstellung, die ich in meiner Kindheit oft hatte, kann dies näher erläutern.

Meine Familie ist sehr religiös. Schon seit ich denken kann, erinnere ich mich an Sonntage, die in der Kirche und Sonntagsschule verbracht wurden. Ich war schon früh Teil von verschiedenen Bibelgruppen, und der Freundeskreis meiner Eltern enthielt viele Christen. Deshalb ist es kein Wunder, dass mir oft Bibelgeschichten vorgelesen wurden und mir unter anderem vom Himmel erzählt wurde, und dass gute Menschen nach dem Tod dahin kamen. Ich fragte mich oft, wie die Menschen dann überhaupt dahin kamen. Es ist ja physikalisch unmöglich, aus einem Holzsarg auszubrechen, vor allem, wenn man kremiert wird!

Ich fand später heraus, dass es so etwas wie eine «Seele» gibt, die sich im Inneren eines Menschen befindet, die das Gemüt eines Menschen wiederspiegelt. Man kann die Seele nicht spüren, so wie man seine Hand oder sein Bein spürt, und wenn man stirbt, lebt die Seele weiter und geht entweder in den Himmel oder in die Hölle. Dies beantwortete meine Frage, wie die Menschen in den Himmel kamen, doch es fiel mir als sechsjähriges Mädel schwer, sich die Seele als «Nichts» vorzustellen. Also gab ich ihr Form, und baute die Form und das System der Seele während meiner Kindheit immer weiter aus.

Jedes Baby, das auf die Welt kommt, hat eine Seele, die einer unbemalten, leeren Leinwand gleicht. Alle Babys haben bei der Geburt die gleiche Seele, die keinen Inhalt hat und von nichts und niemandem geprägt ist – bei der Geburt ist also jeder gleichwertig, weder gut noch böse. Bei der Geburt hat man keine aussagekräftige Seele, die die Persönlichkeit und das Gemüt des Menschen wiederspiegelt. Nun bleibt dies aber nicht lange so. Menschen entwickeln natürlich verschiedene Persönlichkeiten, und dies muss sich natürlich auch in der Seele wiederspiegeln. Sobald das Baby anfängt zu hören, zu weinen und zu schlafen, fängt die Seele an, sich nach der Stimmung des Babys zu gestalten. Wenn das Baby oft lacht, dann färben sich Teile der Leinwand vom neutralen weiss in fröhliche Farben wie gelb, rosa oder hellgrün um. Ist das Baby oft ruhig, dann färben sich vielleicht Teile der Leinwand in hellblau oder dunkelblau um. Blau repräsentiert nämlich Ruhe und Gelassenheit.
Sobald das Baby zu einem richtigen Menschen heranreift, wird die Seele währenddessen immer weiter bemalt. Die Gedanken und Gefühle des Menschen beeinflussen die Seele, sowie die Worte und der Geschmack des Menschen.


Wenn ein Mensch kreativer Art ist, oft positiv denkt und sich oft in der Natur aufhält, dann entsteht vielleicht eine Blumenwiese auf dieser Leinwand. Wenn der kreative, positive Mensch älter wird, und seine Lebensfreude nicht verliert, kommen vielleicht noch prächtige, farbenfrohe Schmetterlinge dazu, die in dieser Blumenwiese umherschwirren.

Wenn ein Mensch beispielsweise eher nachdenklich ist und noch spät wach ist, dann entsteht ein Nachthimmel mit einem klaren, leuchtenden Mond hoch im Himmel. Wenn der Mensch im Alter bitter und trist wird, dann nimmt der Mond ab, oder Wolken verdecken die Sicht auf die Sternbilder.


Einschneidende Ereignisse wie Traumas oder schlimme Krankheiten können ebenfalls harte Markierungen auf der Seele hinterlassen. Meist zeigen sie sich in Form von schwarzen Flecken oder Rissen auf der Leinwand. Aber auch fröhliche Ereignisse machen sich auf der Seele bemerkbar – in Form von farbigen Flecken oder Sonnenschein. Zu den fröhlichen Ereignissen zählen grosse Dinge wie eine Hochzeit, die Geburt seines Kindes oder wenn man einen Nobelpreis erhält, aber auch die kleinen Dinge wie ein Kompliment oder einen Schokoladenkuchen von seiner Freundin zählen dazu.

Die Seele des Menschen, die einst so leer war, hat sich im Laufe des Lebens zu einem farbenprächtigen Mosaik entwickelt, dass sich von der Persönlichkeit, der Stimmung, den Gedanken, den Vorlieben und Entscheidungen gekennzeichnet hat. Bei jedem Menschen sieht sie natürlich anders aus, da jeder Mensch die Zeit auf der Erde anders erlebt, anders denkt und eigene Vorlieben hat. Und sobald der Mensch stirbt, löst sich das Kunstwerk vom menschlichen Körper und geht in den Himmel hinauf.


Der Körper, mit dem man geboren wurde, repräsentiert nur die genetische Summe der Eltern. Wenn man also ein pickeliges Gesicht, fettige Haare und Stinkefüsse hat und gerade mal 1m 30 ist, dann hat man auf der Erde vielleicht die eine oder andere Herausforderung deswegen. Aber wenn man eine vom Leben gekennzeichnete, wunderschöne Seele hat, dann ist man trotzdem auf seiner Weise schön – auch wenn auf der Erde niemand diese Schönheit mitbekommt. Im Himmel ist man nicht mehr in seinem menschlichen Körper, dort zählt nur die Seele und die inneren Werte des Menschen, und man wird für das gesehen, was man ist. 

Mittwoch, 9. November 2016

Amerika - Zurück in den 50er Jahren

Donald Trump – ein Name, der in den letzten paar Monaten weltweit an Bekanntheit gewonnen hat. Ein Präsidentschaftskandidat der USA, der mit rassistischen, sexistischen und sonstigen unangemessenen Ideen und Sprüchen weltweit verschiedene Reaktionen hervorrief. Mit skurrilen Ideen und radikalen, rechtsextremen Vorschlägen konnte er viele Bürger der USA für sich begeistern. Die Demokraten der USA und ein grosser Teil Europas beobachteten die Präsidentschaftskandidatur mit grösser werdender Sorge. Die Präsidentschaftskandidatur und der grosse Erfolg Trumps verwunderte auch viele: Wieso kann so ein fremdenfeindlicher Mann bei so vielen Anklang finden? Was läuft bei den Amerikanern falsch, damit sie die Idee, Mexico mit einer Mauer abzugrenzen, befürworten? Wieso wird er von so vielen Menschen unterstützt, auch nachdem er so dumme Sprüche ablässt und sich so unanständig benimmt? Bei verschiedenen Debatten und öffentlichen Veranstaltungen benahm sich Trump so oft daneben, dass ich mir sicher war, dass niemand mit klarem Kopf für ihn stimmen würde. 

Ich lag wohl offensichtlich falsch. Als ich heute, während meinem Frühstück die ersten Entwicklungen der Wahlnacht googelte, war ich alarmiert, dass Trump um einiges weiter vorne lag als Clinton. Wieder einmal verwunderte es mich, dass so viele Menschen, oder überhaupt Menschen, so ein Schwein unterstützen können.

«Ich denke, der einzige Unterschied zwischen mir und anderen Kandidaten ist, dass ich ehrlicher bin und schönere Frauen habe»

«Wenn Ivanka nicht meine Tochter wäre, würde ich sie vielleicht daten»

«Wenn Mexiko ihre Leute schickt, dann schickt sie nicht ihre besten Leute. Sie schicken Leute mit Problemen. Sie bringen Drogen. Sie bringen Kriminalität. Sie sind Vergewaltiger»

Nein, jemand, der solche Sprüche loslässt, wird doch niemals Amerikas Präsident! Clinton wird aufholen, versicherte ich mir und drückte der Frau die Däumchen.



Trumps Hautbild: Ursache für viele Memes
Auf dem Weg zur Schule versuchte ich, an etwas Anderes zu denken, als der Prospekt, dass so ein Rüebligsicht (nichts gegen Karotten) bald Amerika regieren würde. Auf dem Display im Bus, der die Regionalnachrichten zeigte, wurden ab und zu einige Nachrichten zur Wahlnacht eingeblendet. Um mich herum hörte ich dauernd Menschen, die über die Wahlnacht diskutierten und ihre Befürchtungen ausdrückten. Als ich im Klassenzimmer ankam, und mein Lateinheft aus der Tasche holen wollte, merkte ich, dass die Lehrerin die Live-Nachrichten zur Wahlnacht auf die Wand projizierte und alle gespannt zusahen. Donald Trump war heute wirklich in aller Munde. 

An Latein dachte momentan wirklich niemand mehr, denn wir alle schauten den Nachrichten zu. Nach einer gefühlten Stunde stellte sich heraus, dass Donald Trump genügend Stimmen hatte, und ab dem 20. Januar 2016 der Präsident der USA sein würde. 

«Wir sind zurück in den 50er Jahren!» drückte meine Lateinlehrerin aus. Ein Spruch, der tief in mir wiederhallte und ein Grossteil dieses Blogposts inspirierte.

 «Ein Schritt nach vorne, 461167963 Schritte zurück» schrieb eine Mitschülerin während der Pause in unseren Klassenchat. Der Sieg Trumps wurde in diesem Chat heftig diskutiert, und viele drückten ihren Frust darüber aus. Auch auf Instagram und Snapchat posteten viele über ihre Enttäuschung. 


Eigentlich kann ich es immer noch nicht glauben. Ich kann es irgendwie immer noch nicht wahrhaben, dass so ein Idiot nun an der Spitze Amerikas ist. Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr in einer Prüfung eine richtig gute Note bekommt und es irgendwie nicht glauben könnt und euch ein paarmal zwicken müsst, und die Prüfung zehnmal anschauen müsst, um euch zu vergewissern, dass es real ist und ihr nicht träumt? Mich bekam heute morgen so ein ähnliches Gefühl. Nur ist dieses Gefühl der Ungläubigkeit nicht mit Freude und Positivität verbunden, sondern mit dem Gegenteil davon.

Dass die Mehrheit Amerikas solche Ansichten vertritt, schockiert mich nicht nur, sondern enttäuscht mich auch. Ich kann einfach nicht verstehen, wie man so jemanden wie Trump unterstützen kann. Man entwickelt über Jahrzehnte hinweg das Land zu einer modernen Gesellschaft. Stück für Stück versucht man, Gerechtigkeit für alle zu vollziehen. Man bekämpft die Ungleichheit und gibt den unterdrückten Menschen Rechte. Man betont Akzeptanz und Respekt gegenüber den anderen – egal welchen Geschlechts, Herkunft, Religion oder Sexualität. Und dann wählt man einen Mann zu seinem Präsidenten, der ganz offen darüber redet, wie er dies alles rückgängig machen will. Ich bin sehr gespannt auf die nächsten vier Jahre mit Donald Trump als Präsident der USA – wie lang dauert es wohl noch, bis wir die 50s Vibes spüren?