Donald Trump –
ein Name, der in den letzten paar Monaten weltweit an Bekanntheit gewonnen hat.
Ein Präsidentschaftskandidat der USA, der mit rassistischen, sexistischen und
sonstigen unangemessenen Ideen und Sprüchen weltweit verschiedene Reaktionen
hervorrief. Mit skurrilen Ideen und radikalen, rechtsextremen Vorschlägen
konnte er viele Bürger der USA für sich begeistern. Die Demokraten der USA und
ein grosser Teil Europas beobachteten die Präsidentschaftskandidatur mit
grösser werdender Sorge. Die Präsidentschaftskandidatur und der grosse Erfolg
Trumps verwunderte auch viele: Wieso kann so ein fremdenfeindlicher Mann bei so
vielen Anklang finden? Was läuft bei den Amerikanern falsch, damit sie die
Idee, Mexico mit einer Mauer abzugrenzen, befürworten? Wieso wird er von so
vielen Menschen unterstützt, auch nachdem er so dumme Sprüche ablässt und sich
so unanständig benimmt? Bei verschiedenen Debatten und öffentlichen
Veranstaltungen benahm sich Trump so oft daneben, dass ich mir sicher war, dass
niemand mit klarem Kopf für ihn stimmen würde.
Ich lag wohl offensichtlich falsch. Als
ich heute, während meinem Frühstück die ersten Entwicklungen der Wahlnacht
googelte, war ich alarmiert, dass Trump um einiges weiter vorne lag als
Clinton. Wieder einmal verwunderte es mich, dass so viele Menschen, oder
überhaupt Menschen, so ein Schwein unterstützen können.
«Ich denke, der einzige Unterschied
zwischen mir und anderen Kandidaten ist, dass ich ehrlicher bin und schönere
Frauen habe»
«Wenn Ivanka nicht meine Tochter wäre,
würde ich sie vielleicht daten»
«Wenn Mexiko ihre Leute schickt, dann
schickt sie nicht ihre besten Leute. Sie schicken Leute mit Problemen. Sie
bringen Drogen. Sie bringen Kriminalität. Sie sind Vergewaltiger»
Nein, jemand, der solche Sprüche
loslässt, wird doch niemals Amerikas Präsident! Clinton wird aufholen,
versicherte ich mir und drückte der Frau die Däumchen.
![]() |
Trumps Hautbild: Ursache für viele Memes |
Auf dem Weg zur Schule versuchte ich,
an etwas Anderes zu denken, als der Prospekt, dass so ein Rüebligsicht (nichts
gegen Karotten) bald Amerika regieren würde. Auf dem Display im Bus, der die
Regionalnachrichten zeigte, wurden ab und zu einige Nachrichten zur Wahlnacht
eingeblendet. Um mich herum hörte ich dauernd Menschen, die über die Wahlnacht
diskutierten und ihre Befürchtungen ausdrückten. Als ich im Klassenzimmer
ankam, und mein Lateinheft aus der Tasche holen wollte, merkte ich, dass die
Lehrerin die Live-Nachrichten zur Wahlnacht auf die Wand projizierte und alle
gespannt zusahen. Donald Trump war heute wirklich in aller Munde.
An Latein dachte momentan wirklich
niemand mehr, denn wir alle schauten den Nachrichten zu. Nach einer gefühlten
Stunde stellte sich heraus, dass Donald Trump genügend Stimmen hatte, und ab
dem 20. Januar 2016 der Präsident der USA sein würde.
«Wir sind zurück in den 50er Jahren!»
drückte meine Lateinlehrerin aus. Ein Spruch, der tief in mir wiederhallte und
ein Grossteil dieses Blogposts inspirierte.
«Ein Schritt nach vorne,
461167963 Schritte zurück» schrieb eine Mitschülerin während der Pause in
unseren Klassenchat. Der Sieg Trumps wurde in diesem Chat heftig diskutiert,
und viele drückten ihren Frust darüber aus. Auch auf Instagram und Snapchat
posteten viele über ihre Enttäuschung.
Eigentlich kann ich es immer noch nicht
glauben. Ich kann es irgendwie immer noch nicht wahrhaben, dass so ein Idiot
nun an der Spitze Amerikas ist. Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr in einer Prüfung
eine richtig gute Note bekommt und es irgendwie nicht glauben könnt und euch
ein paarmal zwicken müsst, und die Prüfung zehnmal anschauen müsst, um euch zu
vergewissern, dass es real ist und ihr nicht träumt? Mich bekam heute morgen so
ein ähnliches Gefühl. Nur ist dieses Gefühl der Ungläubigkeit nicht mit Freude
und Positivität verbunden, sondern mit dem Gegenteil davon.
Dass die Mehrheit Amerikas solche
Ansichten vertritt, schockiert mich nicht nur, sondern enttäuscht mich auch.
Ich kann einfach nicht verstehen, wie man so jemanden wie Trump unterstützen
kann. Man entwickelt über Jahrzehnte hinweg das Land zu einer modernen
Gesellschaft. Stück für Stück versucht man, Gerechtigkeit für alle zu
vollziehen. Man bekämpft die Ungleichheit und gibt den unterdrückten Menschen
Rechte. Man betont Akzeptanz und Respekt gegenüber den anderen – egal welchen
Geschlechts, Herkunft, Religion oder Sexualität. Und dann wählt man einen Mann
zu seinem Präsidenten, der ganz offen darüber redet, wie er dies alles
rückgängig machen will. Ich bin sehr gespannt auf die nächsten vier Jahre mit
Donald Trump als Präsident der USA – wie lang dauert es wohl noch, bis wir die
50s Vibes spüren?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen